Warum ich Priester bin: Pfarrer Flierl

Hinhören, Hinhorchen, Gehorchen

Um auf die Frage eine Antwort zu geben, warum ich Priester bin, muss ich bei mir auf die Anfänge meiner Berufungsgeschichte zurückblicken. So wie ich als junger Mensch aufgewachsen bin – familiär, in der Dorfgemeinschaft und in meiner Heimatpfarrei –, war der sonntägliche Gottesdienstbesuch das Normale und Selbstverständliche, auch wenn es die eine oder andere Phase gab, wo das sonntägliche Aufstehen etwas anstrengend war.
Ab einem gewissen Alter war es für die Burschen angesagt, den Stammplatz im Gottesdienst nicht mehr im Kirchenschiff, sondern auf der Orgelempore zu suchen. Ich war in der zwölften Klasse auf dem Weg zum Abitur und beim Gottesdienst eben auf der Empore, als ich zum ersten Mal so etwas wie „den Ruf“ vernahm. Es wiederholte sich über eine Reihe von Monaten immer wieder einmal: Wenn mein damaliger „alter“ Heimatpfarrer in der Predigt das Thema ansprach, dass es auch Priesterberufungen brauche, hatte ich das Empfinden, dass ich da gemeint sei.
Mit „Empfinden“ ist das zu milde ausgedrückt, was sich bei mir eingestellt hat. Es ist mir jedes Mal ziemlich heiß dabei geworden, weil ich gedacht habe: Es muss mir doch jetzt jeder ansehen, dass ich da gemeint bin. Damit war das Berufungsthema zum Priester bei mir aufgeschlagen.
Bis zum Abitur war damals noch etwas Zeit, sodass ich – auch mit Blick auf eine etwaige 15-monatige Bundeswehrzeit – die Dinge so eingeschätzt habe, dass ich mir mit meinen Überlegungen noch Zeit lassen kann. Eine Sportverletzung war die Ursache, dass in den Zeitplan einiges an Durcheinander kam. Am Ende bin ich dann, nach verzögert angetretener Wehrpflicht, innerlich mit mir so weit gewesen, dass ich ins Priesterseminar in Regensburg eingetreten bin. Damit hat ein Weg begonnen mit vielen bereichernden Erfahrungen, da und dort aber schon mit Herausforderungen und Versuchungen, auch mit manchem Scheitern oder Fehlschlägen.
Ganz entscheidend ist für mich während der Seminarzeit und des Studiums das Umgehen mit und das Leben aus dem Wort Gottes geworden, das wirkliche Hinhören, das Hinhorchen und Gehorchen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten wollte, dass mir das immer gelungen ist. Wie jeder andere bin und bleibe ich ein versuchbarer Mensch mit seinen Schwächen, Fehlern und Sünden. Aber es ist möglich, mit großer Ernsthaftigkeit an sich zu arbeiten und hinzuzulernen und in der Hoffnung des Glaubens zu wachsen.
Das alles Entscheidende, das Zen­tralste für mich persönlich an meiner Priesterberufung ist das Zeugnis „für das Himmelreich“, das gelebte Zeugnis mit der priesterlichen „Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“. Auf diesem Hintergrund habe ich mein Primizwort aus 1 Petr 3,15 gewählt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“
Im Dienst als Priester, als Kaplan oder Pfarrer gab und gibt es viele sehr froh machende und erfüllende Erfahrungen, gerade in den Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen, und in besonderer Weise mit kranken und sterbenden Menschen. Da und dort spürbar Trost spenden zu dürfen, ist und bleibt etwas ganz Besonderes.
Je älter ich geworden bin, umso dankbarer bin ich, dass ich gewisse Aufgaben immer noch tun kann und tun darf, trotz all meiner menschlichen Begrenzungen.
Im Übrigen hoffe ich sehr, dass mich der Herr auch weiterhin gut und treu begleitet.

28.02.2024 - Bibel , Bistum Regensburg